05.08.2024     Rathaus + Bürgerservice

Ingeborg Winkler: Abschied von erster Gemeindebürgermeisterin

Die kürzlich verstorbene Ingeborg Winkler war eine Vorreiterin in der Lehrschen Kommunalpolitik, hat sich in vielen Organisationen engagiert und wird als erste und bisher einzige Gemeindebürgermeisterin vielen Menschen in bester Erinnerung bleiben.

Foto(Gemeinde Lehre): Ingeborg Winkler(Mitte) umgeben von ihren CDU-Parteikolleginnen und Kollegen sowie Gemeindebürgermeister Andreas Busch beim 50-jährigen Gemeindejubiläum 2022.

Foto(Gemeinde Lehre): Ingeborg Winkler(Mitte) umgeben von ihren CDU-Parteikolleginnen und Kollegen sowie Gemeindebürgermeister Andreas Busch beim 50-jährigen Gemeindejubiläum 2022.

Ingeborg Winkler wurde 1981 als erste Frau in den Gemeinderat Lehre gewählt und war ab 1986 zehn Jahre lang die erste Lehrsche Gemeindebürgermeisterin. Sie lenkte viele Jahre die politischen Geschicke der CDU-Ratsfraktion und während ihrer Amtszeit wurden zahlreiche wegweisende Projekte in der Gemeinde angestoßen und umgesetzt.

Winkler war gebürtige Querumerin und zog nach Lehre, da ihr  Ehemann Peter hier heimisch war. Diesen traf sie am Gericht in Braunschweig als sie dort aufgrund ihrer guten Englischkenntnisse als Dolmetscherin aushalf. Außerdem hat sie eine kaufmännische Ausbildung beim Braunschweiger Unternehmen Voigtländer absolviert.

Mit der Politik kam Ingeborg Winkler durch ihren Schwiegervater Alfred Winkler in Berührung, der Gründungsmitglied des CDU Gemeindeverband Lehre war. Winkler selbst wurde dann 1972 CDU-Mitglied. Ihr gemeinschaftliches Engagement begann als Elternvertreterin an den Schulen ihrer zwei Kinder in Lehre und Fallersleben.

Ihre kommunalpolitische Laufbahn begann als Winkler 1976 in den Lehrschen Ortsrat gewählt wurde. Zwei Jahre später übernahm sie dann das Amt der stellvertretenden Ortsbürgermeisterin. Anfang der achtziger Jahre als Ingeborg Winkler zur Gemeindebürgermeisterin gewählt wurde, waren Frauen in der Kommunalpolitik noch stark unterrepräsentiert. Doch Winkler wurde parteiübergreifend von ihren Kollegen akzeptiert und während ihrer Zeit als Gemeindeoberhaupt hat sich Lehre in vielen Bereichen gut entwickelt. Unter anderem wurde in Beienrode das DGH mit Kita gebaut, das Sportheim in Lehre entstand sowie die Friedhofskapellen in Lehre und Groß Brunsrode wurden gebaut. Auch die Modernisierung und Erweiterung der Börnekenhalle fällt in diese Zeit.

Besonders stolz war Ingeborg Winkler auf den Erfolg die Realschule nach Lehre geholt zu haben, wie auch Diana Siedentopf, stellvertretende Ortsbürgermeisterin von Lehre, betont „In einer Zeit als Rollenbilder und die Erwartungen an Frauen ganz andere als heute waren, hat sie sich in einer männerdominierten Tätigkeit an die Spitze gekämpft und für die Gemeinde unter anderem die heutige Oberschule erkämpft und den Bau der Grundschule in Lehre gegen massive Widerstände durchgesetzt. Beide sind ein Aushängeschild unserer Gemeinde.“

Sie hat sich zudem in vielen Organisationen und Einrichtungen engagiert und war auch Vorsitzende des Sozialverbandes Lehre. Sie gründete vor über 30 Jahren die Senioren-Union im Landkreis, dessen Ehrenmitglied sie bis zuletzt war. Außerdem war sie Schöffin am Landgericht Braunschweig und maßgeblich dafür verantwortlich, dass Lehre am Programm „Unser Dorf soll schöner werden“ teilgenommen hat.

Ingeborg Winkler war für politisch engagierte Frauen auf kommunaler Ebene eine Vorreiterin und auch Vorbild. Sie machte sich stets für Frauen in der Politik stark und förderte Nachwuchspolitikerinnen wie etwa Kerstin Jäger. Diese wurde unter Ingeborg Winkler als damalige Vorsitzende des CDU-Gemeindeverbandes, zeitnah nach ihrem Parteieintritt bereits stellvertretender Vorsitzende des CDU Kreisverbandes und erinnert sich „Ingeborg Winkler, die mich -zusammen mit Heinrich Rüscher - in die Kommunalpolitik brachte, war mir immer ein Vorbild. Ihre auffallend freundliche Art, der Respekt, den sie anderen Menschen entgegenbrachte, das echte Interesse an den  Sorgen und Nöten der Menschen, das Zuhören-Können fallen mir als erstes ein. Sie wusste, wovon sie sprach und sie kämpfte für ihre Überzeugungen - das hat mich immer beeindruckt.“

Heutzutage sind Frauen in führenden Positionen in der Lehrschen Kommunalpolitik nicht mehr wegzudenken: Neben Kerstin Jäger als Ortsbürgermeisterin in Groß Brunsrode ist in allen Lehrschen Ortsräten entweder die Ortsbürgermeisterstelle oder die Vertretung weiblich besetzt.

Gemeindebürgermeister Andreas Busch erzählt: „Ich bin Ingeborg Winkler persönlich sehr dankbar. Sie hat sich zusammen mit Karl-Heinz Isensee aus Offleben aktiv dafür eingesetzt, dass ich 1994 in das Ordnungsamt nach Lehre wechseln konnte. Sie sagte einmal zu mir, ob ich nicht in Lehre sesshaft werden und eine Familie gründen möchte. Genauso ist es gekommen. Für mich wird sie politisch wie menschlich ein Vorbild bleiben, ich werde sie in guter Erinnerung behalten.“